Atmung als Quelle der Energie


Es ist die entscheidende Körperfunktion, die unser Leben erst möglich macht. Während wir auf Nahrung, auch für längere Zeit, verzichten können, ist dies beim Atmen nicht möglich. Bei genauer Betrachtung ist das Atmen nicht nur die Quelle unseres Lebens, sondern hat darüber hinaus einen erheblichen Einfluss auf unser Leben. Trotz dieser großen Bedeutung nimmt der Mensch die Atmung so hin, wie sie sich gerade ergibt. Sie ist somit mehr oder weniger Zufallsprodukt. Vergessen zu Atmen hat auch noch niemand, unabhängig davon, wie sehr  beschäftigt oder ausgelastet man ist.

Systeme wie Yoga zielen darauf ab, mittels bewussten Atmens Einfluss auf Körper, Geist und Seele zu nehmen. Im Karate wird der Atmung die gleiche Aufgabe zuteil.

 

Einflüsse auf unsere Atmung

 

Jedwedes Handeln ist immer mit unserer Atmung verbunden. Ändert sich die Aktivität unseres Körpers, hat dies unmittelbar Einfluss auf unsere Atmung, z.B. schnelles Laufen, Treppensteigen oder schwere Lasten heben. Sicherlich ist dieser Einfluss, je nach individueller Körperkonstitution sehr unterschiedlich, aber grundsätzlich wirkt er. Auch Veränderungen auf der mentalen oder emotionalen Ebene bewirken eine Änderung des Atemrhythmus. Angst, Stress, Freude oder Depression haben ihr jeweils eigenes Atembild. Darüber hinaus wird unsere Atmung auch von äußeren Einflüssen gelenkt, wie z.B. Lärm oder Musik.

Ein wesentliches Element bildet unsere Aufmerksamkeit. Immer, wenn wir diese auf uns selbst richten, begegnen wir zuerst unserer Atmung. Solange wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Atmung richten, ist dies der Eingang zu uns selbst, von wo aus wir Zugang zu allen Ebenen unseres Seins haben. Deshalb ist auch die Atmung ein wichtiger Bestandteil in der Meditation. Über die Atmung gelingt es, ein sehr tiefes Bewusstsein aufzubauen und dieses aufrechtzuerhalten.

Über die Atmung gelangen wir ins Hier und Jetzt.

 

Bewusstes Atmen bedeutet bewusstes (Er-)Leben

 

Bewusstes Atmen beginnt, indem die Unterschiede des Atmens und deren Auswirkungen erfahrbar werden und zu erleben, wie sich sowohl Körper als auch der Geist dabei verändern. Es geht hierbei darum, dem Vorgang des Atmens näher zu kommen und ihn bewusst zu erfahren.

 

 

Kein Energiefluss ohne Atmung

 

Im Karate geht es um den Einsatz unserer Energien. Diese sind unweigerlich mit unserer Atmung verbunden. Nur ein fließender Atem ermöglicht fließende Energien. Immer wenn der Atem angehalten wird, stockt auch der körperliche Energiefluss.

Dies kennen wir von ganz alltäglichen Dingen, wie das Heben von schweren Gegenständen. Immer dann, wenn wir maximale Energien freisetzen wollen, atmen wir deutlich aus. Jeder, der einmal Krafttraining betrieben hat, weiß dies nur zu gut. Aber auch wenn wir vor anderen, scheinbar unlösbaren Aufgaben stehen oder wir augenscheinlich an unsere Grenzen geraten, atmen wir tief durch. Die Atmung wirkt auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Zum einen hilft sie uns, unsere Energien in Fluss zu bringen, wodurch sie für uns spürbar werden. Sie hilft uns auch dabei diese zu transportieren und abzugeben.

                        -> Kiai

Sie hilft uns ebenfalls dabei, den Geist zu leeren und Gedanken loszulassen, uns zu überwinden und in die Handlung zu kommen.

                         -> tief durchatmen und los….

 

Atmung, Bewegung und Emotionen

 

Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Atmung, Bewegung und unseren Emotionen. D.h. dass nicht nur unser Gefühlsleben und unsere körperlichen Aktivitäten unsere Atmung formen, sondern dass wir auch über die Atmung die Leistungsfähigkeit unseres Körpers und den Ausdruck unserer Emotionen positiv beinflussen können. Die Atmung stellt dabei das Bindeglied zwischen Emotion und Bewegung dar. Genau genommen beinhaltet das Wort "Emotion" bereits die Motion (Bewegung). Emotion ist der Urimpuls jeder Bewegung.

Aufgrund der Tatsache, dass der Mensch nur selten mit seiner Aufmerksamkeit bei sich selbst ist, ist er nicht mehr offen dafür, diesen Impuls zu empfangen und ihm zu folgen. Seinem eigenen Urimpuls zur Bewegung und Veränderung. Stillstand ist das Resultat, im Inneren wie im Äußeren. Erst die bewusste Atmung versetzt die Emotion ungehindert in Bewegung.

 

 

Veröffentlicht: April 2007 / Toshiya